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Melbourne Skyline

© Mik Arber

Baum-bastic: Melbournes grüner Masterplan

Auf den Punkt gebracht:

  • Ziel: Erhöhung der Baumkronenbedeckung auf 40 % bis 2040
  • Umsetzung: Pflanzung von über 70.000 neuen Bäumen seit 2012
  • Stadtplanung: Einsatz von „Water Sensitive Urban Design“ für nachhaltiges Wassermanagement
  • Erfolge: Erhöhung der Baumkronenbedeckung auf 25 % bis 2020, Senkung der Oberflächentemperaturen und verbesserte Luftqualität

Die Natur in unseren Städten spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Verbesserung der Lebensqualität. Doch wie können Städte langfristig ein gesundes Stadtgrün erhalten und ihre Bürger aktiv einbinden? Ein beeindruckendes Beispiel bietet Melbourne mit seiner Urban Forest Strategy, die seit 2012 erfolgreich umgesetzt wird.

Zu Beginn der Urban Forest Strategy stand Melbourne vor erheblichen Herausforderungen. Der Klimawandel hatte die Stadt zunehmend anfällig für extreme Wetterbedingungen wie Hitze und Dürre gemacht. Diese Belastungen führten zu einer Verschlechterung des Baumbestands, wobei rund 27 % der Bäume in der Stadt als gefährdet eingestuft wurden. Auch die Urban Heat Island (UHI)-Effekte verschärften die Situation, da die Temperaturen in städtischen Gebieten deutlich höher lagen als in umliegenden Regionen. Es war klar, dass ein strategisches und langfristiges Konzept erforderlich war, um die grüne Infrastruktur der Stadt zu schützen und zu erneuern.

Melbourne hat sich mit seiner Urban Forest Strategy ehrgeizige Ziele gesetzt, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Die Stadt strebt an, den Baumkronenanteil von 22 % im Jahr 2012 auf 40 % bis 2040 zu erhöhen. Gleichzeitig soll die Artenvielfalt gefördert, die Stadt durch mehr Grünflächen gekühlt und das Wohlbefinden der Bewohner gesteigert werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Einbindung der Bürger, die durch Programme wie „Adopt a Tree“ motiviert werden, aktiv an der Pflege des Stadtgrün mitzuwirken.

Um die Ziele der Strategie zu erreichen, setzte Melbourne auf datenbasiertes Monitoring, um den Zustand des Stadtgrün zu bewerten und gezielte Interventionen zu planen. Neue klimaresistente Baumarten wurden gezielt gepflanzt, um besser mit den Herausforderungen von Hitze und Dürre umgehen zu können. Gleichzeitig wurde durch „Water Sensitive Urban Design“ (WSUD) Regenwasser effektiv gesammelt und für die Bewässerung genutzt, was den Bedarf an Trinkwasser reduzierte und die Versorgung der Bäume verbesserte. Zudem wurden Programme wie interaktive Baumkarten eingeführt, um die Bürger aktiv in die Pflege und den Schutz des Stadtgrün einzubinden. Diese Ansätze stärkten nicht nur das Bewusstsein für die Bedeutung von Stadtgrün, sondern förderten auch die Partizipation der Gemeinschaft.

Die Urban Forest Strategy hat bereits deutliche Fortschritte gebracht. Bis 2020 wurde die Baumkronenbedeckung auf 25 % erhöht, was die Stadt kühler und angenehmer machte. Die Luftqualität verbesserte sich durch die Filterwirkung der neuen Bäume, und die Biodiversität wurde durch die Pflanzung einer Vielzahl von Baumarten gesteigert. Darüber hinaus konnte durch das gesammelte Regenwasser die Widerstandsfähigkeit der Bäume erhöht und gleichzeitig der Wasserverbrauch gesenkt werden.

Auch Wuppertal steht vor großen Herausforderungen. Hitzewellen, Dürreperioden und Schädlingsbefall haben erhebliche Baumverluste verursacht. Seit 2018 sind rund 200 Hektar Wald abgestorben, was massive Wiederaufforstungsmaßnahmen erfordert. Zwar wurden bereits innovative Ansätze wie die Bewässerung mit Wassersäcken eingeführt, doch liegt der Fokus bisher auf kurzfristigen Reparaturmaßnahmen.

Hier bietet Melbourne wertvolle Inspiration: Ein datenbasierter und strategischer Ansatz, der langfristige Ziele definiert und die Einbindung der Bürger in den Mittelpunkt stellt, könnte auch in Wuppertal langfristige Erfolge sichern. Beispielsweise könnte Wuppertal durch Programme wie interaktive Baumkarten oder ein „Adopt a Tree“-Programm die Identifikation der Bürger mit ihrem Stadtgrün stärken. Auch die Verbindung von Regenwassermanagement und Stadtbegrünung – wie bei Melbournes „Water Sensitive Urban Design“ – könnte die Resilienz gegenüber Dürreperioden erhöhen.

Panorama von den Prinzessinengärten in Berlin

Die Prinzessinengärten: Wie Bürgergärten die Städte zurück erobern

Auf den Punkt gebracht:

  • Ort: Berlin Kreuzberg, Moritzplatz
  • Gegründet: 2009 von Robert Shaw und Marco Clausen
  • Fläche: Brachliegendes Grundstück auf städtischem Boden
  • Besonderheiten: Mobile Pflanzsysteme, gemeinschaftsorientiertes Konzept, Bildungsangebote
  • Ziele: Nachhaltige Landwirtschaft, Gemeinschaftsförderung, Umweltbildung

Die Geschichte der Prinzessinnengärten beginnt 2009 mit der Vision zweier Berliner, Robert Shaw und Marco Clausen. Sie sehen in der brachliegenden Fläche am Moritzplatz nicht nur eine vernachlässigte Ecke der Stadt, sondern das Potenzial für einen gemeinschaftlich genutzten Garten, der sowohl ökologisch als auch sozial einen Wandel bewirken kann.

Nach ihrer Idee folgen entschlossene Schritte: Die Fläche, die über Jahre hinweg als Parkplatz und illegale Müllhalde dient, wird mithilfe von Freiwilligen entrümpelt und vorbereitet. Innerhalb kurzer Zeit entstehen erste Beete – nicht aus Erde, sondern aus mobilen Pflanzsystemen wie Reißsäcken und Milchkisten. Diese Entscheidung ist nicht nur praktisch, da der Boden kontaminiert ist, sondern auch visionär: Es symbolisiert die Anpassungsfähigkeit des Projekts und ermöglicht eine temporäre Nutzung.

Die Arbeit ist von Anfang an gemeinschaftlich organisiert. Menschen aus der Nachbarschaft, aber auch Interessierte aus ganz Berlin, packen mit an. Es wird nicht nur gegraben und gepflanzt, sondern auch darüber diskutiert, wie urbane Räume besser genutzt und gestaltet werden können. Innerhalb weniger Monate verwandelt sich der Moritzplatz in einen lebendigen Garten, der eine breite Palette an Nutzpflanzen wie Tomaten, Kräuter und Salate beherbergt.

Die Prinzessinnengärten verändern nicht nur die Fläche selbst, sondern auch das Umfeld und die Menschen, die daran teilnehmen. Die Nachbarschaft profitiert von einem neuen Begegnungsort, der für viele als grüne Lunge des Stadtteils gilt. Der Garten erhöht die Biodiversität, indem er Lebensräume für zahlreiche Insekten, Vögel und Kleintiere bietet. Durch die Bepflanzung werden lokale Temperaturspitzen abgefangen und die Luftqualität verbessert. Jährlich werden mehrere Hundert Kilogramm an lokal produziertem Obst und Gemüse geerntet.

Darüber hinaus entwickeln sich die Prinzessinnengärten zu einem Zentrum der Umweltbildung. Über 10.000 Menschen nehmen seit der Gründung an Workshops und Veranstaltungen teil. Workshops über Kompostierung, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Landwirtschaft ziehen Menschen aller Altersgruppen an. Besonders Kinder lernen, woher ihre Nahrung kommt und wie wichtig der Schutz der Natur ist.

Der Garten fördert zudem die soziale Interaktion. Isolation wird abgebaut, neue Freundschaften entstehen, und der Garten wird zum Symbol für einen erfolgreichen Bottom-up-Ansatz in der Stadtbegrünung. Er schafft auch zentrale Treffpunkte, besonders für sozial benachteiligte Gruppen, und fördert die Integration. Gleichzeitig reduziert die Nutzung von Recyclingmaterialien und Kompostierung den ökologischen Fußabdruck des Projekts.

Die mobilen Pflanzsysteme, die eines der Markenzeichen der Prinzessinnengärten sind, bieten viele Vorteile. Sie ermöglichen die Nutzung von Flächen, die sonst schwer zugänglich wären, und erlauben eine flexible Anpassung an wechselnde städtische Anforderungen. Gleichzeitig steht der Verzicht auf chemische Dünger und Pestizide im Einklang mit den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft.

Die Erfolgsgeschichte der Prinzessinnengärten zeigt, wie städtische Begrünung durch bürgerschaftliches Engagement und kreative Ansätze gelingen kann. Wuppertal bietet ähnliche Voraussetzungen: Zahlreiche brachliegende Flächen, wie die alten Industriegelände in Wichlinghausen oder entlang der Nordbahntrasse, könnten durch Urban Gardening eine neue Nutzung erfahren.

Ein Urban-Gardening-Projekt nach dem Vorbild der Prinzessinnengärten könnte die Lebensqualität in Stadtteilen wie Elberfeld oder Barmen erheblich steigern, neue soziale Räume schaffen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Ökologisierung der Stadt leisten. Gemeinsam können Bürger*innen und Initiativen eine nachhaltigere und lebenswertere Stadt gestalten.